Die Blaue Stunde
Wenn die Sonne mit ihren warmen, goldenen Farben hinterm Horizont verschwindet, ist die Zeit der Blauen Stunde gekommen...und die Zeit von Naro. Der in Bangkok geborene und in Berlin aufgewachsene Hobby-Fotograf liebt die blaue Stunde, also die Lichtsituation am Himmel, bevor die vollkommene Dunkelheit einbricht.
Was ist eigentlich die Blaue Stunde?
Die Blaue Stunde beschreibt die Zeit kurz vor dem Sonnenaufgang bzw. kurz nach dem Sonnenuntergang. Sie kann 10 Minuten oder mehrere Stunden andauern, dies ist abhängig vom Ort und der Jahreszeit, an den Erdpolen kann dieser Zustand sogar mehrere Wochen andauern.
Das Pendant zur blauen ist die goldene Stunde, die in den ersten und letzten Sonnenminuten oder -stunden des Tages die Welt in eine warme, orangene Stimmung taucht.
Beliebte Motive zur Blauen Stunde sind vor allem Landschaften und Architekturen, da hierbei der Himmel beeindruckend zur Geltung kommt und der Kontrast zu den übrigen Bildbestandteilen perfekt in Szene gesetzt wird. Im Vordergrund empfehlen sich dafür Gebäude, Lichter oder andere Objekte.
ein fotografisches Highlight...
Auch für Naro ist die Blaue Stunde ein fotografisches Highlight: „Ich fotografiere am liebsten in der Zeit, in der die Tage zur Nacht werden, oder umgekehrt. Da ist das Licht am spannendsten und es ergeben sich besondere Motive.“ Naro ist dann vor allem an städtischen Orten mit viel Bewegung unterwegs. Seine Spots findet er häufig beim Spazieren, auf dem Weg zur Arbeit oder durch Tipps anderer Fotografen. „Manchmal sehe ich auch auf Instagram oder anderen Plattformen schöne Perspektiven und überlege vor meinem inneren Auge, wie das Motiv wohl in der Blauen Stunde aussehen könnte. In Berlin sind zum Beispiel die langen Straßenzüge sehr fotogen, in denen das Brandenburger Tor, die Siegessäule oder der Fernsehturm zu sehen ist. Dabei sind die Bedingungen wie Wetter, Licht und der Sonnenstand jedes mal anders.“
Er mag die Blaue Stunde besonders, weil in dieser Zeit die Lichtverhältnisse innerhalb der künstlichen Beleuchtung der Stadt und der im Himmel keine allzu großen Kontraste bilden.
So balanciert sich das Bild aus, ohne dass Bereiche deutlich zu hell oder zu dunkel sind. Auch die Farben spielen hier eine wichtige Rolle. Naro mag den Komplementärkontrast: „In der Stadt leuchten die Straßenlaternen in einem warmen Orange-Ton und der Himmel in einem schönen dunklen Blau. Das erzeugt eine gewisse Harmonie.“
Die richtige Belichtung ist sehr wichtig, um ein stimmiges Bild zu erhalten
Bei Fotos zur Blauen Stunde ist die richtige Belichtung wichtig. Je nach Motiv empfehlen sich längere Belichtungszeiten und entsprechend eine hohe oder niedrige ISO sowie eine mehr oder weniger geschlossene Blende. Meist werden aber Langzeitbelichtungen genutzt, für die ein Stativ nötig ist. Der Bildstabilisator in den Kameras und Objektiven sollte dabei deaktiviert werden. Um eine durchgängige Schärfe zu erzielen, schließen viele gerne die Blende und nutzen gegen zu viel Rauschen nicht zu hohe ISO-Werte. Entsprechend lang muss dafür wiederum die Belichtungszeit sein.
Naro nutzt diese Mittel bewusst: „In dieser Zeit lässt es sich noch bzw. schon sehr gut ohne zusätzlichen ND-Filter arbeiten. So kann man bei geschlossener Blende gut 20 bis 30 Sekunden belichten. Menschen verschwinden dabei auf den Bildern oder werden als schemenhafte Umrisse gezeigt, vorbeifahrende Autos erzeugen lange Lichtspuren und Wasserflächen werden glatt gebügelt. Wenn die Lichter direkt ins Objektiv fallen, entstehen außerdem oft Blendensterne, für die ich eine Schwäche habe. Jedoch muss es nicht immer eine Langzeitbelichtung sein. Bei interessanten Straßenszenen nutze ich gerne mein lichtstärkstes Objektiv und versuche mit einer möglichst kurzen Belichtungszeit von etwa 1/125 oder 1/100 Sekunden das Motiv einzufangen.“
Wie schlussendlich das Bild entstand, ob digital oder analog, spielt für mich eine untergeordnete Rolle. Wenn ich mir bewusst die Zeit nehme, bevorzuge ich allerdings die Fotografie auf Schwarz-Weiß-Film.
Entfachte Leidenschaft
Wer selbst in dieser Tageszeit fotografisch aktiv werden möchte, kann Blaue-Stunde-Rechner nutzen, die es online und als Apps gibt. Außerdem sollte man besonders hier in RAW fotografieren, um gegebenenfalls Weißabgleich, Farben und Rauschen im Nachhinein anpassen zu können.
Naro lernte bereits im Kunstunterricht in der Schule zumindest die Grundlagen der Fotografie mit dem Belichtungsdreieck und konnte Bilder selber im Fotolabor entwickeln und damit experimentieren.
Im späteren Architekturstudium erfuhr er viel über den Aufbau eines Bildes und ein Workshop zur Architekturfotografie weckte seine Leidenschaft dann endgültig.
Fotografie ist vielseitig und immer präsent
Er erzählt uns: „Für mich war die Fotografie schon immer präsent. Ich schaue gerne in alte Fotoalben und dann kommen die jeweiligen Erinnerungen oder gar Emotionen hoch. Fotos sind tolle Mittel, um einfach gewisse Momente festzuhalten, als eine Art Dokumentation. Aber erst in den letzten Jahren, in denen ich mich mehr und mehr mit der Fotografie beschäftigt habe, entdecke ich immer neue Möglichkeiten. Insbesondere durch die tolle Community auf Instagram lerne ich viel dazu. Auch, dass Fotografie ein echtes Handwerk ist und kein Meister vom Himmel fällt. Man muss sein 'Werkzeug' kennen und wissen, was die Kamera kann und wo ihre Grenzen sind. Das kommt allerdings mit der Zeit und etwas Übung. Durch andere Menschen lerne ich auch immer wieder dazu und versuche offen für andere Sichtweisen zu sein. Das ist für mich das Schöne an der Fotografie, denn jeder Fotograf sieht die Dinge anders, hat einen anderen Blickwinkel und auch die Nachbearbeitung ist bei jedem meist individuell.“
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