
Schnappschuss 68: Markus Igel – Exploring Cosplay | Photography by Foto Koch
Aus dem neuen Schnappschuss: "Behind the Scenes"
Spinner, Verrückte oder „Es ist doch gar nicht Karneval“ – das sind Aussagen, die sich Cosplayer oft hinter dem Rücken anhören dürfen. Ob auf dem Weg zur nächsten Fotosession für das Instagram-Profil oder einfach für eine Convention: Das Kostüm lebt vom Bild und der Inszenierung. Hier komme ich ins Spiel.

Mein Name ist Markus Igel, und ich arbeite seit knapp zwei Jahren bei Foto Koch. Im Internet bin ich unter dem Künstlernamen Terobes Arts bekannt. Meine Passion für die Cosplay-Szene wurde 2010 geweckt und entwickelte sich später immer weiter zu meinem Hauptgebiet der Fotografie. Die Szene existiert vorwiegend im Internet, überwiegend auf Facebook, Instagram oder Twitter (jetzt X). Dort teilen wir unsere Arbeiten, von einem einfachen Foto bis zum aufwendigen 3D-Rendering eines Bildes, bei dem lediglich die Darstellenden echt sind.
Die Kreativität und Passion, die jeder in die Szene bringt, treibt meine Motivation an, ein Teil von ihr zu sein und meine Arbeiten stetig zu verbessern. Ein typisches Shooting dauert zwischen einer
und drei Stunden, An- und Abreise sowie die Bearbeitung müssen noch einmal separat dazugezählt werden.

Etwas mehr zur Cosplay-Community
Die Community ist noch recht jung. Sie verbindet das Verwirklichen von Charakteren aus Filmen, Serien, Mangas, Büchern/Romanen oder eigenen Kreationen. Viele erstellen ihre Kostüme selbst mit Stoff, Schaumstoff oder thermoplastischen Materialien. Getragen werden die Kostüme meistens auf Conventions oder Messen mit den Schwerpunkten Gaming, japanische Popkultur & Co., zum Beispiel: Dokomi, Connichi, Animuc und viele mehr. Ein weiterer Aspekt ist das Altersspektrum: In dieser Szene ist jedes Alter vertreten, die Mehrheit aber ist unter 30 oder knapp darüber. Um die aufwendig angefertigten Kostüme zu verewigen, sind Fotoshootings ein Kernpunkt der Szene. An dieser Stelle komme ich ins Spiel.

Der erste Kontakt
Meistens werde ich kontaktiert. Ich selbst kontaktiere meine Models eher selten. Im ersten Schritt versuche ich herauszufinden, ob man sich gut riechen kann. Passt das Zwischenmenschliche? Man stellt sich einander vor und bespricht vielleicht auch erste Ideen. Wichtig dabei: Lieber etwas mehr Ideen und Text als zu wenig.
Die Planung eines Shootings
Zuerst wird ein Konzept zwischen dem Fotografen und dem Model gesucht, bei dem die Inszenierung des Charakters definiert werden sollte, vom Moodboard bis zur Locationauswahl. Sobald die Location ausgewählt ist, sollte geprüft werden, ob das Fotografieren dort erlaubt ist. Eine gute Planung ist die halbe Miete, denn Posing-Inspirationen auf dem Smartphone oder Tablet können beim Anleiten des Models oder auch beim Einfangen der Stimmung ungemein helfen.
Die Durchführung eines Shootings
Lass dein Model immer, wirklich immer, eine Assistenz mitbringen. Das bietet dem Model Sicherheit, denn leider gibt es auch schwarze Schafe in der Branche. Außerdem ist dann direkt ein „menschliches Stativ“ dabei, was ganz praktisch sein kann. Zudem ist so eine weitere Person vor Ort, die darauf achtet, wie die Kleidung liegt oder das Model auf einem Bild wirkt. Mehr Leute, mehr Spaß – das ist meine Devise! Bei meinen Fotos arbeite ich meist mit 35mm und 85mm Festbrennweite. Bei einigen Bildern bietet sich auch mein 70-200 an, wenn ich nicht direkt am Model stehen kann. Um später tolle Effekte
im Bild platzieren zu können, muss man sich vorstellen, wie das Bild am Ende aussehen soll. Es muss Platz für einen Effekt gelassen werden oder bereits bei der Aufnahme ein Effektlicht platziert werden, z. B. ein orangefarbenes Licht in der Hand, das die Hand ausleuchtet.



Die Nachbearbeitung: Nichts geht ohne
Puristen sind in der Cosplayfotografie eher weniger vertreten. Das liegt einfach daran, dass man einen bestimmten Charakter perfekt inszenieren möchte. Dabei schreckt man auch nicht davor zurück, das eine oder andere Mal das Gesicht oder den Körper zu verflüssigen. Die perfekte Inszenierung setzt auf Photoshop für die Finalisierung, von einem Beauty-Edit, über Dodge & Burn bis zum Setzen von Effekten wie Feuer oder Arkaner Magie.
Dafür nehme ich verschiedene Stockcomposingbilder oder generiere Fraktale, die für meine Effekte herhalten. Gerade für diese Effekte können gut und gerne zwei bis drei Stunden ins Land ziehen, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Lichtschwerter wie aus Star Wars gehen ganz schnell: Einmal einzeichnen und mit einem Filtertool für Photoshop einen Glow und Farbe einfügen. Für ein einfaches stimmungsvolles Bild mit wenig Effekten und reinem Beauty-Edit editiere ich in der Regel um die 30 Minuten.




Meine Tools für meinen Workflow und meine Arbeiten
Neben meiner Kamera habe ich bei meinen Shootings noch einige andere Sachen im Gepäck, wie eine Smoke Genie Nebelmaschine, Mist-Filter 1/4, weitere Special FX Filter, eine Godox Blitzanlage, Farbfolien, verschiedene Dauerlichter, Grafiktablet und vieles mehr.
weitere Infos und mehr Werke des Künstlers:
Markus Igel
Instagram: @terobesarts
Webseite: www.terobesarts.de