81 | 100 Become Amical
aus der Serie 100 Fotos - 100 Geschichten
Foto Koch feiert 100 Jahre und wir erzählen EURE besten Geschichten, denn ohne euch wären wir nicht hier. Die heutige Geschichte bringt uns nach Kamerun und erzählt davon, wie eine Gemeinschaft von Freund*innen es sich zur Aufgabe machte eine Schule wiederaufzubauen. Ein Besuch in der Heimat brachte den Stein ins Rollen.
Zurück in die Schule
Bildung kann so viel sein. Für die Kinder und Jugendlichen in Matomb (Kamerun) bedeutet Bildung den Schlüssel zu einer besseren Zukunft – einer Zukunft in der Heimat. Denn vielen jungen Menschen in dem zentralafrikani-schen Land bietet ihre Heimat schlicht keine Perspektive. Bildung ist Mangelware und so verlassen viele Kamerun, um ihr Glück im Ausland zu suchen. Der gebürtige Kameruner und mittlerweile in Deutschland lebende Lucien Minka wollte das nicht einfach hinnehmen und gründete 2018 gemeinsam mit einigen Freund*innen den Verein AmiCAL – Ausbildungsförderung Kamerun e.V., um Bildung und Ausbildung in der Gemeinde zu fördern und so Kindern und Jugendlichen Perspektiven in ihrer Heimat zu schaffen.
Baustellen gab und gibt es in Matomb so einige, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Eine dieser Baustellen war das Schulgebäude in Mambine. Die in dem abgelegenen Dorf im Zentrum Kameruns gelegene Schule war so marode, dass an Unterricht über viele Jahre nicht zu denken war. Dachrinnen oder Entwässerungskanäle gab es keine und durch das kaputte Dach regnete es herein, wodurch insbesondere die Fußböden der Klassenräume in Mitleidenschaft gezogen wurden. Fehlende finanzielle Mittel führten dazu, dass sich eine bereits prekäre Situa-tion weiter verschlimmerte. Die Motivation aller Beteiligten schwand, der Schulbesuch wurde zur Ausnahme, bis irgendwann gar keiner mehr kam. Schüler*innen und Lehrkräfte waren weg – was blieb war ein heruntergekommenes Gebäude ohne Sinn und Zweck. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben.
Eine neue Chance
Durch einen Besuch in der Heimat motiviert, fasste Lucien Minka gemeinsam mit einigen Freund*innen den Entschluss, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die Schule in Mambine wieder zu einem Ort von Bildung und Kinderlachen zu machen. Und so wurden Pläne für die Renovierung des Schulgebäudes und des angrenzenden Kindergartens ausgearbeitet. Dank zahlreicher Spenden konnten die Renovierungsarbeiten im Jahr 2019 schließ-lich beginnen. Neben den Vereinsmitgliedern packten auch einige freiwillige Helfer*innen aus Kamerun mit an. Nach nur etwa sechs Monaten war ein Großteil der Arbeit getan und die Schule in Mambine kaum wiederzuerkennen. Die alten Klassenräume bekamen neue Tafeln und Schallschutzdecken, Entwässerungskanäle wurden installiert, Dachrinnen angebracht, die kaputten Böden ausgebessert und die gesamten Gebäude von innen wie außen verputzt und gestrichen. Aus den vorher unbenutzbaren Rohbauten entstand so ohne den Einsatz großer Maschinen, dafür mit umso mehr handwerklichem Geschick und Leidenschaft, innerhalb relativ kurzer Zeit ein Ort, an dem Lehren und Lernen sowie Spiel und Spaß wieder möglich wurden. Die Kinder und Jugendlichen in Mambine durften dank der Arbeit der Freiwilligen zurück in die Schule und den Kindergarten, die nun auch wieder dafür genutzt werden konnten, wofür sie einst erdacht und erbaut worden waren.
Auch nach der Renovierung fühlt sich der Verein den Menschen vor Ort weiterhin verpflichtet und stellt etwa sicher, dass die Gebäude regelmäßig hinsichtlich ihres Zustandes kontrolliert werden. Im Jahr 2019 konnten zu-dem mithilfe der Unterstützung des Vereins die Sanierung eines Brunnens in unmittelbarer Nähe zur Schule re-alisiert und im Folgejahr 2020 zusätzliche Lehrkräfte verpflichtet werden. Außerdem übernimmt AmiCAL das Schulgeld für Schüler*innen in Mambine, die sich einen Schulbesuch sonst nicht leisten könnten. Ziel des Vereins ist es, die Menschen vor Ort in ihrer Selbstständigkeit zu stärken und ihnen als Ansprechpartner zur Seite zu stehen – ganz im Sinne der deutsch-kamerunischen Freundschaft.
Das neueste Projekt des Vereins ist die Online-Lernplattform Afredo, die zunächst Schüler*innen in Kamerun zusätzliche Möglichkeiten für eigenständiges Lernen eröffnen soll. Geplant ist, die Lernplattform kontinuierlich zu erweitern, um irgendwann einmal junge Menschen in ganz Afrika zu unterstützen.
AmiCAL kommt aus dem Französischen und steht für Amitié camerounaise allemande (kamerunisch-deutsche Freundschaft).
Weitere Informationen über das Projekt findet ihr auf dieser Webseite.